Nissenhütte
Ein kleiner Exkurs in die Geschichte - Besuch in einer Nissenhütte. Diese einfache Konstruktion aus ungedämmtem Wellblech und Holz wurde in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg vielfach als Notunterkunft für Flüchtlinge und Ausgebombte eingesetzt.
Im Freilichtmuseum am Kiekeberg im Süden Hamburgs lässt sich ausprobieren, wie es sich in einem solchen "Haus" gelebt haben mag. Bei -1 Grad heute morgen war das Wasser im Eimer für die Notdurft (Sorry, kein Badezimmer!) gefroren.
Auf einer Grundfläche von etwa 40 Quadratmetern, aufgeteilt in zwei Räume, ließ sich alles unterbringen, was Menschen, die nach Krieg oder Flucht wenig besaßen, für ihren Alltag brauchten: Tisch und Stühle, Betten, Schrank und Ofen.
Was das Leben auf so engem Raum mit den Menschen machte, ist eine andere Frage.
Die Familien meiner Eltern flohen 1945 aus dem heutigen Polen, damals Pommern, in das nördliche Niedersachsen. Mein Vater landete in einer Barackensiedlung, genannt "Klein Moskau" im nördlichen Niedersachsen - meine Mutter in einer Dachstube bei einem Bauern in der Nordheide. Der Wechsel aus gut bürgerlichen Verhältnissen in Notunterkünfte führte verbunden mit den Anfeindungen der Besitzenden zu einem enormen Anpassungsdruck, den auch ich noch zu spüren bekam. "Was sollen denn die Nachbarn denken?!"
Wir haben vergessen, wie wenig es braucht, um Menschen materiell abzusichern, aber wie wichtig der Freiraum für die geistige Entwicklung des Einzelnen ist. Ich wünsche uns, dass wir uns wieder auf die wirklich wichtigen Werte im Leben besinnen - und dafür eintreten, dass wir in Freiheit und ohne Angst weiterhin die Vielfalt leben können, für die Europa seit mehr als 70 friedlichen Jahren steht.
Mehr zu Nissenhütten hier.
Infos zum Freilichtmuseum Kiekeberg hier.
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